Taichi Berlin +++ Wang Tsung Yueh | Tai Chi Chuan Ching

Wang Tsung Yueh (Klassiker des Taichi Chuan)

Klassische Schrift über Tai Chi Chuan
Tai Chi Chuan Ching

Tai Chi wird geboren aus dem Wu Chi. Es ist die Mutter von Ying und Yang.
In Bewegung  trennen sie sich, in Ruhe vereinen sie sich.

Es gibt kein Zuviel und kein Zuwenig. Dem Gebogenen nachgeben, dem Geraden folgen.
Der andere ist hart, ich bin weich; das nennt man nachgeben. Ich füge mich den Bewegungen des  anderen; das nennt man haften.
Auf schnelle Bewegungen schnell reagieren, langsamen Bewegungen langsam  Folge leisten.
Bei noch so vielen Möglichkeiten der Veränderung bleibt das Prinzip das gleiche.

Dem Heranreifen folgt allmählich das Erwachen zum  Verstehen der Energie. Dem Verstehen der Energie (tung chin) folgt die Stufe der geistigen Erleuchtung.
Ohne behaarliches und ausdauerndes Üben gibt es kein durchdringen zu dieser plötzlichen Erleuchtung.
Bei geradem Nacken gelangt die Energie (chin) zum Scheitel; das Qi sinkt zum Dan Tien.
Nicht vorneigen, nicht zurücklehnen.
Plötzlich verbergen, plötzlich offenbaren.

Wird eine Seite schwer, so soll sie leer und tief werden.
Sieht man nach oben, so sei unerreichbar hoch.
Sieht man nach unten, so sei unerreichbar tief.
Je näher etwas vorrückt, desto weiter sei entfernt.
Je weiter sich etwas zurückzieht, desto näher dränge heran.
Der andere kennt mich nicht, aber ich kenne den anderen. Wohin der Held sich auch wendet, er ist ohne Gegner, weil er dies alles beherrscht.

Der Starke ist dem Schwachen gegenüber im Vorteil. Der Langsame unterliegt dem Schnellen. Wer Kraft hat schlägt den, der keine hat. Die langsame Hand ist der schnellen unterlegen. Das alles sind natürliche Begabungen; solche Kraft ist nicht dadurch entstanden, daß man sorgfältig gelernt hätte.

Stehe wie eine Waage im Gleichgewicht; bewege dich wie ein Wagenrad. Auf einer Seite gesunken, kann man folgen; bei doppelter Gewichtsverteilung tritt Stagnation ein.
Viele üben und lernen jahrelang, können aber zu keiner Verwandlung kommen und werden weiterhin von anderen bezwungen, da sie die Krankheit der doppelten Gewichtsverteilung noch nicht verstanden haben.
Hat man das Verstehen der Energie gemeistert, so gilt: je mehr man an sich arbeitet, desto erfahrener und geschickter wird man.
Wenn man schweigend versteht und berührend fühlt, so führt dies dazu, das man tun kann, was immer man will.

Vergiß dich selbst, und folge dem anderen. Viele machen den Fehler, daß sie das Nahe außer acht lassen und das Ferne suchen.